Eltern sind keine Lehrer:innen

Immer dann, wenn wieder ein neues Schuljahr beginnt, möchte ich daran erinnern, dass viel von dem Stress, den Eltern sich und ihren Kindern bezüglich Schule machen, in meinen Augen nicht notwendig ist und sogar schädigend sein kann.

 

Es ist nicht unsere Aufgabe als Eltern, Freitags die Schulunterlagen zu kontrollieren. Es ist nicht unsere Aufgabe, die Kinder zum Lernen zu motivieren. Es ist auch nicht unsere Aufgabe, für richtige Hausaufgaben zu sorgen.

 

Wir sind Eltern und unsere Aufgabe ist es, unsere Kinder beim Erwachsenwerden zu begleiten. Wir leiten sie, nehmen sie an die Hand. Wir sind ihr sicherer Hafen, in dem sie zwischenmenschliches Handeln ausprobieren und lernen können. In dem sie selbstbewusst, selbstwirksam und beziehungsfähig werden können.

Wenn wir unsere Kinder zusätzlich zum ohnehin schon komplexen und starren Schulsystem auch in ihrem Zuhause mit Hausaufgaben und Co. unter Druck setzen, schaden wir der Beziehung zu unseren Kindern. Dann haben sie keinen sicheren Hafen mehr. Sie fühlen sich als Versager:innen, wenn sie es uns nicht recht machen. Sie machen Dinge für uns, anstatt für sich selbst. Das ist nicht die Motivation, die Kinder brauchen. Motivation ist intrinsisch und um sie zu fördern braucht es vor allem Liebe und Verständnis.

 

Es ist in erster Linie Sache der Lehrer:innen und der Schule, Kinder zum Lernen zu motivieren, ihnen Neues beizubringen und ihnen zu helfen, wenn sie etwas nicht verstehen. Wir können das unterstützen, klar, nur ohne Druck. 

Wenn es mal schwierig wird, sprechen wir mit den Lehrer:innen oder suchen fachliche Nachhilfe.

 

Wir können unseren Kindern vertrauen, dass sie ihren Weg auch in ihrer Schullaufbahn finden werden. Und dieser Weg darf anders sein, als wir es uns vorstellen. Wir wollen, dass unsere Kinder ihren eigenen Weg gehen und dabei unterstützen wir sie, ohne unsere Ideale, Erwartungen oder Vorstellungen zu übertragen.

 

Eltern sollten sich nicht wie Lehrer:innen verhalten, denn sie sind keine.

Sie sind die wichtigsten und liebsten Bezugspersonen für ihre Kinder - und das auch nach der Schulzeit.