Vulnerabilität und Schutzstragie

Das Vulnerabilitäts-Schutzstrategie-Modell wende ich oft in der Praxis an um zu erklären, dass nicht das Verhalten bei Konflikten das Problem ist, sondern die Tatsache, dass wir zu wenig über das sprechen, was uns verletzt (hat). Und zwar nicht als Vorwurf, sondern als Tatsache.

Die Schutzstrategie, die sich in Kampf- oder Fluchtverhalten zeigen kann, ist ein Automatismus, der wichtig ist, um uns vor Verletzungen zu beschützen. In Paarbeziehungen wünschen wir uns jedoch Nähe und Verbindung anstatt Abwehr und dazu ist es erforderlich, sich gegenseitig zu verstehen und besser kennenzulernen - auch, um ein konstruktives gemeinsames Konfliktmanagement zu erlernen. Der verletzliche Anteil sollte sichtbar sein, denn wir wissen: Liebe macht angreifbar und kann verletzen, dieses Risiko müssen wir eingehen, wenn wir Nähe zulassen möchten. Ich sage dazu auch gern "all-in gehen".

Die Schutzstrategie wird und darf bleiben, jedoch darf der eigene und gemeinsame Fokus sich davon weg bewegen, hin zu dem, worum es wirklich geht: das Innere, das Intime, der zarte und verletzliche Anteil. Wenn dieser Anteil transparent gezeigt wird, kann man mit der Schutzstrategie der anderen Person besser umgehen, nimmt sie weniger persönlich - kann vielleicht sogar irgendwann gemeinsam darüber lächeln.

 

Mit Hanna Drechsler habe ich in ihrem Podcast über dieses Modell gesprochen, die Folge könnt ihr hier anhören: https://open.spotify.com/episode/4KWYrkurQVLFQVscz0sn68

 

(Das Modell habe ich gelernt am Institut für Beziehungsdynamik)